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Porsche 934 ex. Wollek Historie

Porsche 934 ex. Wollek Historie

Historie von Ulrich E. Trispel

Historie des Porsche 934

Fahrgestell-Nummer: 930 670 0158
Produktions-Nummer: 1063542
Motor-Nummer: 676 xxxx

Parallel zur Einführung der Porsche 911 Turbo (werksinterne Bezeichung: 930) entwickelte die hauseigene Sportabteilung die Rennversion 934. Um als Rennwagen der Gruppe 4 (Spezial-GT-Wagen) homologiert zu werden, mussten innerhalb von zweimal 12 Monaten insgesamt 400 Baugleiche Exemplare des Basismodells hergestellt werden, für Porsche kein Problem, die Nachfrage war deutlich höher.

Der 934 wurde zum Nachfolger des Typ Carrera RSR, der 3 Jahre lang die Maßstäbe im GT-Sport gesetzt hatte. Wegen der Abgas-Turbo-Aufladung wurde der tatsächliche Hubraum des Motors mit einem Faktor von 1,4 belegt. Daraus resultierten 4200 ccm und der Wagen musste in der Klasse über 3000 ccm starten.

Die Motorleistung konnte zwischen 480 und 560 PS nahezu stufenlos mit Hilfe eines "Dampfrades" verstellt weren. Bei einem Homologationsgewicht von 1120 kg hatte jedes PS nur ungefähr 2 kg zu bewegen. D.h., der 934 war von Anfang an der Hecht im Karpfenteich, insbesondere auf schnellen Strecken. Nachteilig war allerdings das im Gegensatz zum Saugmotor verzögerte Ansprechen des Turboladers. So mussten sich die Fahrer erst daran gewöhnen, schon vor dem Scheitelpunkt der Kurve aufs Gas zu steigen. Außerdem standen keine 5 sondern nur 4 Vorwährtsgänge zur Verfügung.

Für die Saison 1976 legte Porsche eine Kleinserie von exakt 30 Fahrzeugen auf (Fahrgestellnummern: 930 670 0151 bis 930 670 0180). Dazu kamen ein späterer werksgefertigter Wagen (Fahrgestellnummer: 930 670 0540) sowie eine von einem Kunden aufgebaute Version (Fahrgestellnummer: 006 0022).

In den USA kam das neue Modell so gut an, dass Porsche für 1977 eine weitere Kleinserie mit 10 Fahrzeugen (Fahrgestellnummern: 930 670 0951 bis 930 670 0960) herstellte. Diese Fahrzeuge werden heute auch als Typ 934 1/2 bezeichnet.

D.h., insgesamt wurden 42 Fahrzeuge vom Typ 934 gebaut.

Das Team der Brüder Manfred und Erwin Kremer aus Köln orderte 1976 zwei 934er "von der Stange" (#930 670 0158 und (#930 670 0166) sowie zwei so genannte Ersatz-Karrosserien (#006 0014 und #006 0022), aus denen ein 935 (Gruppe 5) sowie ein weiterer 934 entstanden (s.o.).

Während der grüne 934 (#930 670 0166) mit Bob Wollek am Steuer bevorzugt in der Deutschen Rennsport Meisterschaft (DRM) eingesetzt wurde, blieb der weiße Wagen (#930 670 0158) bei der Mehrzahl seiner Starts dem Privatfahrer Gerhard Holup aus Kaarst vorbehalten. Holup hatte 1969 mit dem Motorsport begonnen, fuhr in den Folgejahren grundsätzlich nur Porsche und war finanziell an dem 76er 934 beteiligt. In Absrache mit ihm setzten die Kremers den Wagen aber auch bei anderen für das Team wichtige Rennen ein.

Dazu zählten das 24 Stunden-Rennen von Le Mans, wo die Franzosen Bob Wollek, Didier Pironi und Marie-Claude Beaumont nach einem zweimaligen Tausch der Kupplung auf einem für sie enttäuschenden 19. Platz im Gesamtklassement einliefen.
Am Norisring ind Nürnberg fuhr Bob Wollek das zur DRM zählende Rennen in seinem (grünen) Stammfahrzeug. Im Wertungslauf zur GT-Europameisterschaft dagegen setzte er sich in den weißen Wagen, fiel aber mit einem Getriebeschaden aus.
Beim 6 Stunden-Rennen von Dijon, einem Lauf zur Marken-Weltmeisterschaft, ging es für Bob Wollek um wichtige Punkte für den Porsche-Cup. Nachdem er das Rennen mit dem teameigenen 935 aufgenommen hatte, stieg er später in den 934 um. Mit Unterstützung von Reinhold Jöst und Jürgen Barth belegte das Team einen hervorragenden 8. Platz im Gesamtklassement und wurde überlegener Sieger der GT-Wertung.
Beim letzten Lauf zur DRM wurde der Wagen an Hartwig Bertrams aus Leichlingen vermietet. Der GT-Europameister von 1975 war die gesamte Saison über für den Solinger Unternehmer Egon Evertz gefahren. Gegen Ende der Saison gab es offensichtlich Differenzen, die dazu führten, dass Evertz den Finnen Leo Kinnunen als Fahrer bevorzugte und Bertrams ohne Auto da stand.
Weiterhin wurde der Wagen von Hans Heyer aus Wegberg und von Dieter Schornstein aus Aachen gefahren.

Für Schornstein muss es eine Art Probefahrt gewesen sein, denn er kaufte den Wagen und fuhr damit in der Saison 1977 überwiegend in Deutschland, aber auch in England und im benachbarten Ausland. Als Sponsor konnte er die Firma Sekurit gewinnen. Das hatte zur Folge, dass einige Partien des Fahrzeugs blau lackiert und der Schriftzug SEKURIT an allen vier Seiten angebracht wurde.

Schornstein hatte im Jahr zuvor eine Porsch Carrera RS 3.0 in der Gruppe 3 (Serien-GT-Wagen) bewegt und war auf Anhieb erfolgreich.
Mit dem 934 meinte er es ernst, er nahm alle 10 Läufe zur Deutschen Rennsport Meisterschaft in Angriff, ging bei drei Läufen zur Marken-Weltmeisterschaft (Nürburgring, Brands Hatch und Hockenheim) an den Start und fuhr zwischendurch noch überall dort, wo es ging.

Bei den Läufen zur DRM war das beste Ergebnis ein 5. Platz in der Division I (über 2000 ccm). Das lag aber nicht unbedingt an Schornstein's Fahrkünsten, sondern daran, dass die Spitzenteams (Kremer, Loos, Max Moritz) alle mit echten Gruppe 5 Fahrzeugen vom Typ 935 antraten.
Bei einigen Veranstaltungen furh auch Schornstein in der Gruppe 5. Dabei blieb der Wagen grundsätzlich derselbe, aber nach Montage des großen 935-Heckflügels und anderer Reifen entsprach er nicht mehr dem GT-Klassement der Gruppe.
Insgesamt bestritt Schornstein 1977 20 Rennen. Er wurde bei den Langstreckeneinsätzen von Götz von Tschirnhaus und dem Belgier Alain Peltier unterstützt.

1978 wollte Schornstein mehr, er verkaufte den 2 Jahre alten 934 zurück an Gerhard Holup und bestelle bei Porsche einen nagelneuen 935.

Holup holte sich den Wuppertaler Privatfahrer Edgar Dören ins Team und nahm mit ihm zusammen die europäischen Läufe zur Marken-Weltmeisterschaft in Angriff. Dören hatte einen Werbevertrag mit dem Werkzeug-Hersteller Weralit und so kam es, dass der 934 statt blau nun grüne und rote Streifen trug.

Bei den 7 "großen" Rennen sprangen ein 1. Platz und zwei 2. Plätze in der GT-Wertung heraus. Bei den besonders wichtigen Veranstaltungen, dem 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring und den 24 Stunden von Le Mans waren leider Ausfälle infolge technischer Defekte zu beklagen.

Für Le Mans bekam 930 670 0158 wegen der Gelder von Jägermeister extra eine neue Lackierung in orange.

Bis zum Ende der Saison blieb die Farbe drauf, aber 1979 sah der Wagen wieder aus wie vorher: weiß mit grünen und roten Streifen mit dem Weralit-Aufkleber.

Nach der sicherlich nicht ganz zufrieden stellenden Saison 1978 wurden für 1979 neue Pläne geschmiedet. In der DRM hatten die Organisatoren Sorgen, in der großen Division ausreichend attraktive Starterfelder zusammen zu bekommen. Aus dieser Überlegung heraus erfand man die Deutsche Rennsport Trophäe, einen Sonderwertung für die Gruppe 4-Fahrzeuge, die zusammen mit den Gruppe 5 Boliden an den Start gingen.
Allerdings blieben die 934er nicht unter sich. BMW hatte zwischenzeitlich den Typ M1 auf den Markt gebracht und als GT-Wagen homologiert. Der M1 war ein Mittelmotor-Sportwagen mit einem Rohrrahmen-Chassis und einem 3,5 l großen Sechszylinder-Reihenmotor, der es dank Vierventiltechnik auf runde 450 PS brachte. Die Kombination bedeutete insbesonder auf kurvenreichen Strecken eine leichte Überlegenheit für den BMW.

Dennoch gelang es Edgar Dören insgesamt vier Mal, die Wertung für sich zu entscheiden. Diese 4 Siege sowie die übrigen Platzierungen reichten, um das Championat zu gewinnen.

In 4 Jahren hatte 930 670 0158 bis dahin 66 Rennen bestritten, war zwei Mal in Le Mans an den Start gegangen, zwei Mal beim 1000 km Rennen auf dem Nürburging und hatte 1979 noch eine Meisterschaft gewonnen.
Trotz dieser Bilanz waren die Tage in Europe gezählt und das Fahrzeug bekam in den USA ein neues Betätigungsfeld. Der neue Besitzer hieß Jack Refenning, war in Florida zu Hause und betrieb dort eine Porsch Werkstatt mit dem schönen Namen "901 shop".

Nach Ausfällen beim 24 Rennen von Daytona 1980 und bei den 12 Stunden von Sebring 1981 war der Einsatz bei der 1982er Auflage der 24 Stunden von Daytona doch noch von Erfolg gekrönt: 9. Platz im Gesamt-Klassement und Dritter in der IMSA GTO Wertung.

Im August 1982 bot Jack Refenning den 934 als "79 German championship car" im Magazin des amerikanischen Porsche Clubs "Panorama" zum Kauf an. Das lässt vermuten, dass die sportliche Karriere von 930 670 0158 nach 7 Jahren und über 70 Rennen zu Ende ging.

Über Frankreich gelangte der Wagen nach Deutschland, wo er 2006 im Hause Freisinger in Karlsruhe penibel restauriert wurde.

Wir bedanken uns bei Herrn Ulrich E. Trispel für die freundliche Überlassung seines Exposés.

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